Kennst du dieses leise Gefühl: Ich funktioniere – aber wofür eigentlich?
Ich muss gestehen: Wenn die Welt um mich herum mal wieder ganz besonders chaotisch wirkt, schleicht sich dieser Gedanke auch immer mal wieder in meinen Kopf. Und gerade in der Lebensphase nach den intensiven Berufsjahren taucht diese Frage bei meinen Klientinnen häufiger auf. Sie ist alles andere als nebensächlich. Denn immer mehr Forschung zeigt: Sinn im Leben ist nicht nur ein „Kopf-Thema“. Er wirkt bis tief in unseren Körper hinein.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2025 bringt diesen Zusammenhang eindrucksvoll auf den Punkt. Sie untersucht das japanische Konzept Ikigai – grob übersetzt: das, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen – und setzt es in Beziehung zu Frailty, also körperlicher Gebrechlichkeit im Alter. Das Ergebnis finde ich hochspannend, vor allem für Frauen.
Was die Studie zeigt – kurz und verständlich
Die Forscher:innen begleiteten ältere Frauen über fünf Jahre. Dabei untersuchten sie, ob Frauen mit einem ausgeprägten Ikigai seltener Frailty entwickelten. Frailty beschreibt einen Zustand erhöhter Verletzlichkeit:
- schnelle Erschöpfung
- Kraftverlust
- geringere Belastbarkeit
- höheres Risiko für Stürze und Krankheit
(Ich werde den Begriff hier übrigens nicht ins Deutsche übersetzen, weil „Gebrechlichkeit“ ihn nur teilweise trifft.)
Das Ergebnis der Studie: Frauen mit höherem Ikigai hatten ein signifikant geringeres Risiko, im Verlauf der fünf Jahre frail zu werden.
Spannend ist auch der Blick auf mögliche biologische Mechanismen. Diskutiert wird unter anderem der Entzündungsmarker Interleukin-6 (IL-6). Chronisch erhöhte Entzündungswerte gelten als ein Treiber von Alterungsprozessen, Muskelschwäche und Erschöpfung. Ikigai könnte – so die vorsichtige Interpretation – mit einem günstigeren Entzündungsprofil zusammenhängen.
Wichtig: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie. Sie beweist keine Kausalität. Aber sie zeigt einen starken, alltagsrelevanten Zusammenhang. Und genau der ist für uns spannend.
Warum das gerade für Frauen so bedeutsam ist
Frailty betrifft Frauen häufiger als Männer. Das hat viele Gründe: hormonelle Veränderungen rund um Menopause und Postmenopause, ein höheres Risiko für Muskelabbau, oft auch eine lange Phase der Selbstaufgabe für Familie und Beruf.
Viele Frauen berichten mir im Coaching:
„Ich fühle mich nicht krank – aber auch nicht wirklich kraftvoll.“
Diese diffuse Erschöpfung wird oft rein körperlich interpretiert. Dabei übersieht man leicht eine entscheidende Ebene: Sinn, innere Ausrichtung und emotionale Energie.
Die Studie legt nahe: Wenn diese Ebene fehlt, zeigt sich das langfristig auch im Körper.
Ikigai: Mehr als ein schönes Wort
Ikigai wird im Westen oft romantisiert – als hübsches Kreisdiagramm oder Lifestyle-Idee. Im Kern geht es aber um etwas sehr Konkretes:
Das Gefühl, gebraucht zu werden, wirksam zu sein und sich lebendig zu fühlen.
Für unsere westliche Lebensrealität übersetze ich Ikigai gerne in vier alltagstaugliche Bausteine:
- Freude – Was lässt dich innerlich tanzen?
- Beitrag – Wo erlebst du, dass du etwas gibst, das zählt?
- Kompetenz – Was kannst du gut, vielleicht besser als früher?
- Zugehörigkeit – Wo fühlst du dich verbunden, gesehen, gebraucht?
Diese vier Elemente nähren nicht nur die Seele. Sie beeinflussen Motivation, Bewegungslust, soziale Aktivität – und damit ganz konkret Muskelkraft, Energielevel und körperliche Robustheit.
Sinn, Entzündung und Erschöpfung – ein unterschätzter Zusammenhang
Chronische Entzündung entsteht nicht nur durch schlechte Ernährung oder Bewegungsmangel. Auch anhaltender innerer Stress, Sinnverlust und soziale Isolation wirken entzündungsfördernd.
Wenn du keinen Grund hast, dich zu bewegen, dich zu engagieren, morgens aufzustehen, sinkt die Alltagsaktivität. Muskeln werden abgebaut. Erschöpfung nimmt zu. Ein Teufelskreis beginnt.
Ikigai wirkt hier wie ein Gegengewicht:
Es fördert Aktivität, soziale Einbindung und Selbstwirksamkeit – alles Faktoren, die auch in der Frailty-Prävention eine zentrale Rolle spielen.
Was du ganz konkret tun kannst
Du musst dein „großes Lebensziel“ nicht sofort kennen. Ikigai entsteht oft schrittweise, aus kleinen, stimmigen Handlungen.
Ein paar Impulse für deinen Alltag:
- Bewegung mit Sinn koppeln: Geh nicht „nur“ spazieren – sondern mit einer Freundin, mit einem Ziel, mit einem kleinen Ritual.
- Krafttraining als Selbstfürsorge sehen: Nicht gegen das Altern, sondern für deine Wirksamkeit.
- Deine Erfahrung weitergeben: Mentoring, Ehrenamt, Austausch – dein Wissen ist wertvoll.
- Erschöpfung ernst nehmen: Sie ist nicht immer ein Zeichen von Schwäche, sondern oft ein Hinweis auf fehlende innere Nahrung.
- Soziale Einbindung pflegen: Zugehörigkeit ist ein biologischer Schutzfaktor.
Sinn stabilisiert – von innen nach außen
Die Studie zeigt eindrucksvoll: Sinn im Leben ist kein Luxus.
Er ist ein stabilisierender Faktor für gesundes Altern – gerade für Frauen.
Ikigai bedeutet nicht, ständig euphorisch zu sein. Es bedeutet, sich eingebunden zu fühlen in etwas, das größer ist als man selbst. Und genau das scheint Körper und Seele gleichermaßen zu stärken.
Wenn du spürst, dass dieses Thema dich berührt, dann nimm es ernst. Es könnte ein Schlüssel sein – nicht nur für mehr Freude, sondern auch für mehr körperliche Robustheit in den kommenden Jahren.
Wenn du deinen persönlichen Lebenssinn erkunden möchtest – in Verbindung mit Körper, Geist und Alltag – melde dich gern bei mir für ein kostenfreies Kennenlerngespräch. Ich begleite dich auf diesem Weg mit einem individuell auf dich zugeschnittenen Coaching.

